Neulich schrieb die Wirtschaftswoche unter Berufung auf Frey und Osborne, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anwalt innerhalb der kommenden 20 Jahre von einem Computer ersetzt werde, bei nur 3,5 Prozent liege – während beispielsweise Kredianalysten so gut wie sicher ersetzt werden würden.

Ich hatte im Zusammenhang mit geblitzt.com und SmartLaw/JanoLaw schon etwas dazu geschrieben (hier und hier) und dabei unter anderem auf John Markoff verwiesen. Der war schon 2011 der Auffassung, dass Armeen von teuren Anwälten in absehbarer Zeit durch billigere Software ersetzt würden.

Ich sehe das ganze nicht so positiv wie die Wirtschaftswoche. Und ich glaube, die in Bezug genommenen Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne auch nicht. In Ihrem Aufsatz „The future of employment: how susceptible are jobs to computerisation“ aus 2013 setzten Sie sich relativ ausführlich auch mit Rechtsdienstleistern auseinander.

In ihrer Aufstellung, in der sie 702 Berufe danach sortieren, ob sie sich schwer durch Computer ersetzen lassen (0) ooder leicht (1) liegen Anwälte zwar tatsächlich auf Platz 115 (0,035), aber Paralegals auf Platz 609 (0.94) und Rechtsanwaltssekretäre auf Platz 672 (0.98).

Wer mir erklären will, dass die Automatisierung im Bereich Document-Review und Recherche nicht wenigstens mittelbare Auswirkungen auch auf die Beschäftigung von Anwälten hat, der hat – mit Verlaub – die Dynamik nicht verstanden. Es kann schon sein, dass dem Anwalt nicht der Computer die Arbeit wegnimmt, aber dafür der andere Anwalt, der vorher mit Recherche befasst war.

Jedenfalls versucht Ross – nach allem was ich herausgefunden habe, entweder ein guter Scherz oder ein Canadisches Startup – gerade die Zukunft der rechtlichen Recherche zu revolutionieren.

Auf der Basis des leistungsfähigen Computers Watson sollen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz echte Antworten auf Fragen gegeben werden, die in echter Sprache gestellt werden.

Ross wäre damit die intelligente Verknüpfung zwischen Anwälten die „Rechercheaufträge“ haben auf der einen Seite und Contentlieferanten (hauptsächlich Verlagen) auf der anderen.

Für mich klingt das nach einem super Geschäftsmodell.

Nachtrag:
Gerade bei gruenderszene.de gelesen, Kelsen aus Berlin (ja, nach Hans K.), arbeitet mit einem anderen Ansatz an einem ähnlichen Produkt wie Ross. Ein erster Tests hat mich nicht umgehauen, aber das ganze steht ja auch erst am Anfang.

Noch ein Nachtrag:
Fake ist vielleicht etwas hart, aber so ganz koscher ist Kelsen nicht.