„Unsere Probleme sind kompliziert, und wenn man selber keine Konfusion verspürt, dann hat man die Probleme nicht verstanden.“
(Charlie Munger)

Ich halte Nachdenken für eine der am meisten unterschätzten Tätigkeiten.

Deswegen werde ich, wie der „arme“ Charlie auch, vorsichtig, wenn Leute ruckzuck eine Patentlösung aus dem Hut zaubern. Meistens haben sie nämlich etwas übersehen – oder nicht verstanden worum es geht.

Die meisten Probleme mit denen wir bei unserer Arbeit konfrontiert werden, sind nämlich zu kompliziert, um sie mit Standardrezepten zu lösen. Niemand sieht auf Anhieb alle Facetten eines „Falls“ und kann alle Folgen abschätzen – wäre es anders, wäre der Mandant gar nicht erst zu uns gekommen.

Klar, Erfahrung hilft, aber das alleine reicht nicht. Ich versuche darum, mich dazu zu zwingen, eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten. Im Denken und auch wenn ich mit mit meinen Mandanten über die Sache spreche oder ihnen schreibe.

Orientiert habe ich mich beim Institut für Produktentwicklung (IPEK) am Karlsruher Institut für Technologie, wo ein speziellen Ansatz zur methodischen Lösung von Problemen entwickelt wurde, den ich in den letzten Jahren für meine eigenen Zwecke angepasst habe.

Das Konzept lässt sich mit dem dem Kurzwort SPALTEN umschreiben. Die einzelnen Denk- und Arbeitsschritte sind:

  • Situationsanalyse
  • Problemeingrenzung
  • Alternativen aufzeigen
  • Lösungsauswahl
  • Tragweitenanalyse (Chancen und Risiken abschätzen)
  • Entscheidung und Umsetzung
  • Nachbereiten/Lernen

Ein Aufsatz aus dem Jahr 2005 von Albers, Burkardt, Meboldt und Saak zu diesem Vorgehen ist hier zu finden.

Ich halte eine solche Struktur für wichtig, denn letztlich – so meine ich – können wir unserem Mandanten nur dann helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, wenn wir seine Situation und sein Anliegen wirklich verstanden haben und uns die Zeit nehmen, von verschiedenen Seiten nach Lösungen zu suchen.

Eigentlich hatte ich gedacht (gehofft), dass mir das irgendwann in Fleisch und Blut übergeht – aber auch nach etwa einem Jahrzehnt, in dem ich mich mit Methoden zur systematischen Lösung von Problemen und dem treffen guter Entscheidungen befasse, muss ich mich immer noch gelegentlich selbst disziplinieren, so vorzugehen.

Meistens gelingt es gut, gelegentlich aber auch nicht. Aber der letzten Schritt heißt ja nicht umsonst: Lernen.