Heute morgen habe ich eine Studie zu Unternehmenstransaktionen und Finanzierungen (1) gelesen.

Zunächst wurden Dienstleister gefragt: „Welche der nachfolgenden Unternehmenstransaktionen und deren Umsetzungsformen kennen Sie und welche haben Sie in den letzten 5 Jahren umgesetzt?“

Erwartungsgemäß hatten M&A-Berater einen guten Kenntnisstand und ausreichend Erfahrung. Überrascht hat mich aber, dass sogar M&A-orientierte Rechtsanwälte sowohl ihren Kenntnisstand als auch ihren Erfahrungsgrad relativ niedrig eingeschätzt haben (insbesondere auch im Hinblick auf Finanzierungen und Management-Buy-Outs und Buy-Ins).

Absolutes Schlusslicht waren aber die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (wohlgemerkt sogar nach eigener Einschätzung!); dazu stellt die Studie fest „sehr geringes Erfahrungspotential, Einfluss auf Beratungsqualität ist zu hinterfragen. Objektivität kritisch, da idR Mandatsverlust bei Verkauf“.

Dann wurden die Unternehmer (allesamt transaktionserfahrene Mittelständler) befragt.

Über 84% davon halten zur Koordination des Transaktionsprozesses einen externen Dienstleister für notwendig („Externe sehen mehr“, „Fachwissen und spezifische Kenntnisse“, „Zeitaufwand gegenüber Tagesgeschäft“, hohe Komplexität“ …).

Und „welche Dienstleister werden (diese) in Zukunft für das prozessbegleitende Projektmanagement bei einer Unternehmenstransaktion hinzuziehen“? Keine Überraschung: über 60% sehen den Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer zukünftig als den Dienstleister bei der Koordination von Transaktionen. Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass wesentlicher Grund dafür ist, dass dieser das Unternehmen bereits lange begleitet und somit eine Vertrauensstellung einnimmt.

An den speziellen Kenntnissen und Erfahrungen kann es jedenfalls nicht liegen (siehe oben); angesichts des Risikos für den Steuerberater, das Mandat zu verlieren, stellt sich zudem die Frage, ob da bei einem Unternehmensverkauf nicht der Bock zum Gärtner gemacht wird.

Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: natürlich ist steuerliche Beratung wichtig und es gibt viele ganz hervorragend qualifizierte Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in diesem Bereich. Aber der „Haus- und Hof-Steuerberater“, der ansonsten einen tadellosen Job macht, ist vielleicht als allgemeiner (strategischer) Berater in dieser Angelegenheit nicht unbedingt der Richtige, um den Prozess voranzubringen.

(1) Prof. Dr. Christoph Müller, Harald Tomaselli und Dirk Freiland: Dienstleistungsansätze bei Unternehmenstransaktionen und Unternehmensfinanzierungen im Mittelstand am Beispiel Baden-Würtembergs, Hohenheimer Beiträge zur Entrepreneurshipforschung und -praxis Nr.12, 2006

 

Nachtrag: natürlich haben wir diese Studie in unserem Buch ausgewertet – zusammen mit vielen weiteren Informationen die einen echten Nutzwert bieten.