Ein großes Versicherungsbüro rief an.

Der Prokurist druckste ein wenig herum. Es gehe um einen etwas heiklen Versicherungsfall.

Der Versicherungsnehmer montiert Heizungen. Durch ein falsch eingebautes Gerät kam es zu einer hohen Kohlendioxid-Konzentration in der Luft. Ein Kunde wurde erheblich geschädigt und verstarb, nachdem er rund drei Jahre in verschiedenen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verbracht hatte.

Seit über zehn Jahren gehe die Sache schon und beschäftige die Gerichte: Erben gegen Unternehmen, Unternehmen gegen Mitarbeiter, Sozialversicherungsträger gegen Unternehmen und Mitarbeiter.

Das Problem sei der von dem Unternehmen beauftragte Anwalt. Mit dem sei nicht zu reden, denn er kämpfe verbissen um jeden Euro. Die Versicherer – ein internationales Konsortium – wollten aber die Bücher endlich bereinigen und nicht noch jahrelang Prozesse führen; es gebe ein mittleres sechsstelliges Budget um die Sache zu Ende zu bringen.

Ich würde doch nicht nur juristisch, sondern auch wirtschaftlich denken und könne vielleicht helfen.

Nachdem ich die Akten gesichtet hatte, wusste ich: der Kollege hat präzise gearbeitet und akribisch die Frage der Kausalität, des Mitverschuldens und die Reihenfolge des Entstehens von Ansprüchen und einiges mehr aufgearbeitet. Gegen seine Argumentation lies sich nicht allzu viel sagen – außer vielleicht, dass er sich nicht besonders viel Mühe gemacht hatte, zu erklären, welche komplizierte juristische Systematik hinter seinen schroffen Feststellungen steckt.

Wir haben dann auch recht schnell eine Lösung gefunden, die die Versicherer nur einen Teil ihres Budgets gekostet und die jeweiligen Gegner trotzdem zufriedengestellt hat.

Ein wenig fühle ich mit dem Kollegen, der nun um seinen Triumph gebracht ist, denn wahrscheinlich hätte er Recht bekommen, wenn dareinst die höchsten Instanzen ihre Urteile gesprochen hätten.

„Aber“ – um es mit dem Spruch aus der Bierreklame zu sagen – „genutzt hat ihm das nix“, weil er das eigentliche wirtschaftliche Interesse der Beteiligten auf dem Weg irgendwie aus den Augen verloren hat.