Wir beraten Unternehmer in Sondersituationen – oft wenn es im Unternehmen kriselt. Dann hilft nichts: erst einmal müssen alle Fakten auf den Tisch, hell ausgeleuchtet und seziert werden, damit Schlimmeres verhindert wird; das tut manchmal weh.

Manch einer hält plötzlich das eigene Lebenswerk für eine Aneinanderreihung von Fehlern, was natürlich Quatsch ist und meistens zum Glück auch nicht allzu lange anhält.

Schwieriger ist es mit den Zeitgenossen, die schon kritische Nachfragen für Majestätsbeleidigung halten.

Das Phänomen ist aber nicht ganz neu, wie der Historiker Ludwig Quidde erfahren musste. Dieser veröffentlichte nämlich – so lerne ich – im Jahre 1894 ein Werk über Kaiser Caligula, von dem seinen Zeitgenossen klar war, dass er eigentlich auf Kaiser Wilhelm II. zielte. Diesem leider auch, was Quidde eine Haftstrafe einbrachte. Und auch schon Tacitus – so lerne ich weiter – gebrauchte den Ausdruck „furor principum“ mäßig gut als „Fürstenwahnsinn“ übersetzt.

Quidde beschrieb rund 18 Jahrhunderte nach Tacitus die wesentlichen Elemente des „Cäsarenwahnsinn“ wie folgt:

  • Glaube an die eigene Göttlichkeit,
  • Verschwendungssucht,
  • „theatralischer Schein“,
  • „Heißhunger nach militärischen Triumphen“ und
  • eine Neigung zum Verfolgungswahn.

Ja, doch, das passt.

Die Römern hatten übrigens eine feinsinnige Vorbeugemaßnahme erfunden: Bei Triumphzügen stand ein Sklaven auf dem Wagen des siegreichen Triumphators, dessen Aufgabe es war, ihn an seine Sterblichkeit zu erinnern, wozu er ihm ins Ohr flüsterte:

„Respice post te, hominem te esse memento“

(etwa: Schau hinter dich, und erinnere dich daran, dass du ein Mensch bist).

Das probiere ich demnächst auch aus – vielleicht in Gold geprägt auf meiner Visitenkarte?