Afrob, DJ Thomilla, Fanta4, Porsche, der Daimler und GleissLutz: alles gut und schön, aber meine Lieblingsstadt wird Stuttgart in diesem Leben ganz sicher nicht mehr.

Aber ich war ja auch nicht zum Vergnügen da, sondern auf dem Anwaltstag. Und da muss es vielleicht auch ein wenig weh tun.

Das fängt schon mit der Wahl der Örtlichkeit an: Spiegel, Messing und polierte Flächen. Kurz, der Charme einer mittlerweile überholten Zeit. Genau wie weite Teile der Anwaltschaft also, wenn man so will.

In den Pausen ergießen sich die Teilnehmer planmäßig auf den dann rappelvollen Bereich, in dem Aussteller versuchen, die Besucher auf sich aufmerksam zu machen. Scheinbar sind Anwälte also trotz weithin sinkender Gewinne noch immer eine sehr interessante Zielgruppe – warum sonst sollten sich dort Verlage für Anwälte, Software für Anwälte, Server für Anwälte, Beratung für Anwälte, Internetseiten für Anwälte, Onlineplattformen für Anwälte und Rechtschutzversicherungen (auch für Anwälte?) tummeln?

Einer der Schwerpunkte (und der Grund, warum der Anwaltstag sich als „eine der größten anwaltlichen Fortbildungsveranstaltungen“ bezeichnet) sind die vielen Veranstaltungen die von den Arbeitsgemeinschaften organisiert werden und die – so empfinde ich das zumindest – Lust machen, einfach mal zu schauen, womit die Kollegen aus anderen Disziplinen sich beschäftigen.

Vor den jeweiligen Räumen stehen dann meist streng blickende Damen und Herren (eher Damen) und mustern inquisitorisch die Namensschilder an den Revers der Besucher um herauszufinden, ob diese auch bezahlt haben oder nur Ehrengäste sind (komische Ehre übrigens, wenn man sich nicht mal in die Fachvorträge setzen darf, aber sei es drum).

Zu dem von mir am Freitag moderierten Praxistest Kanzleisoftware der Arbeitsgemeinschaft Kanzleimanagement will ich nichts sagen, außer, dass ich froh war, dass alles ohne Pannen über die Bühne gegangen ist (vielen Dank auch an das Team vom Veranstaltungsbüro des Hotels) und dass meine Füße nach 7 Stunden auf der Bühne weh taten.

Aber ich bin ehrlich genug, zuzugeben, dass ich mich über den Besuch von Dr. Hans Dieter Beck, Prof. Knief und vielen anderen bekannten Gesichtern und die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer sehr freue.

Trotz meiner Abneigung gegen große Veranstaltungen und viel Gedränge: der Anwaltstag ist wichtig.

Es ist der Ort, an dem relevante Themen auf das Tapet von Politik und Medien gebracht werden können – in diesem Jahr, aktuell wie selten, Freiheit gestalten.

Nirgends sonst gibt es die Möglichkeit, so unkompliziert mit Interessenvertretern und Akteuren in unserem Markt Kontakte zu knüpfen und ins Gespräch zu kommen (tut mir leid, dass ich Sie fast umgerannt habe, Frau Künast) und ich glaube, dass die Veranstaltung gerade für jüngere Kollegen interessant ist, um die Vielfalt des Anwaltsberufs zu erkennen.

Das Team von AnwaltVerein und AnwaltAkademie hat bei der Organisation tolle Arbeit geleistet. Ich freue mich, auf den nächsten Anwaltstag und darüber, dass er nicht in Stuttgart, sondern in Hamburg stattfinden wird.