Die auf Spiegel-Online wiedergegebenen Feststellungen des Berichts zur Elbphilharmonie lesen sich wie eine prototypische Schilderung des Scheiterns in komplexen Situationen, wie wir es auch vielen Beratungssituationen kennen:

  • Das Projekt wurde überhastet angegangen, obwohl die Planung noch nicht fertig war;
  • Die Ziele waren unklar und widersprachen sich teilweise;
  • Die Akteure waren überfordert.

Auch die Charakterisierung des Geschäftsführers der Realisierungsgesellschaft passt ins Bild: diesem „attestiert der Bericht eine Mischung aus Unfähigkeit (‚ohne entsprechendes eigenes Fachwissen‘) und Selbstherrlichkeit (‚ungebrochen selbstbewusstes Auftreten‘).“

Ob eine Situation komplex ist, ist übrigens nicht in erster Linie eine Frage, die sich anhand objektiver Kriterien beantworten lässt.

Dies hängt vielmehr, sagt die Wissenschaft, davon ab, ob die Handelnden die erforderlichen „Super-Muster“ gespeichert haben.

Das leuchtet mir unmittelbar ein: Die Planung des Familienurlaubs empfinde ich regelmäßig als so kompliziert, dass ich mich darum zu drücken versuche. Viel leichter finde ich Lösungen für die Probleme von Unternehmen in Ausnahmesituationen. Klar: das eine mache ich seit Ewigkeiten jeden Tag, das andere nur ausnahmsweise; würde ich im Reisebüro arbeiten, wäre es andersherum.

Vielleicht hätte den Handelnden ein schmales Büchlein weitergeholfen, das ich hier empfehlen will. Dietrich Dörner hat es geschrieben und es heißt „Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen.“ Ein echter Klassiker.

Es kostet 9,99 € und angesichts der Kosten der Elbphilharmonie von etwa 800 Mio. € wäre das sicher noch drin gewesen.