Der Erwerb eines Unternehmens aus einer Insolvenz heraus erfolgt meistens auf Basis eines Asset Deals. In diesem Falle gelang ein Share Deal, um eine vor über 100 Jahren gegründete Stahlgießerei zu erhalten.

Vor über 100 Jahren gegründet hatte  sich das Unternehmen seither als Qualitätslieferant für individuell nach Kundenwunsch gegossene Produkte etabliert. Das Leistungsspektrum des Unternehmens umfasst: CAD unterstützte Fertigung, Erstarrungssimulatoren zur Optimierung, automatisierte Formerei, eigener Modellbau, eigene mechanische Bearbeitung, Einzel- und Serienfertigung, Werkstoffprüfungen.

Die Produkte des Unternehmens kommen in Kraftwerken, der Antriebstechnik, dem Maschinen- und Schiffsbau, der Fördertechnik, bei Turbinen und Kompressoren und Armaturen und Pumpen zum Einsatz. Das tägliche Produktionsoutput lag bei rund 15 t Gießvolumen; dies entspricht in etwas 20 -25 t Flüssigstahl.

Zu den Kunden gehörten große Unternehmen aus dem Bereich Maschinen- und Schiffsbau, der Lebensmittel- und Verkehrsmittelindustrie, der chemischen Industrie und dem Stein- und Erdenbrechersegment.

Mit rund 100 Arbeitnehmern war das Unternehmen zudem ein großer Arbeitgeber; umso wichtiger war es schnell einen geeigneten Käufer zu finden, damit die Arbeitsplätze erhalten blieben. Insgesamt war die Suche nicht ganz einfach. Das Marktsegment der Gießereien litt unter importierten Gußprodukten aus Billiglohnländern. Zudem waren zum gleichen Zeitpunkt zwei weitere Gießereien in Deutschland insolvent. Insgesamt also ein negatives Branchensignal.

Viele Investoren waren deshalb auch skeptisch, ob ihr Geld in diesem Unternehmen tatsächlich gut angelegt wäre.

Dennoch gelang es, das Unternehmen zu erhalten und auf zwei versierte Investoren zu übertragen, die sowohl handwerkliche als auch betriebswirtschaftliche Expertise ins Unternehmen brachten.  Um wichtige Zertifikate und Zulassungen zu erhalten, wurde das Gießerei auf Basis eines Share vom Insolvenzverwalter erworben und fortgeführt.

Dies ist eine Besonderheit: Aus der Insolvenz werden Unternehmen üblicherweise auf Basis eines Asset Deals übertragen – Verbindlichkeiten und  schlechte Verträge bleiben zurück. Bei einem Share Deal bleiben sämtliche Vertrags- und Schuldverhältnisse eines Unternehmens vollumfänglich bestehen. Das Risiko für einen Erwerber ist deshalb ungleich größer.