Gestern schrieb ich leichthin auf Twitter:

@buzerde @alvar_f Wann gibt es eigentlich ein „Update“ zu insert_coin? Ich habe das Gefühl, das wird immer wichtiger …

Leider hat keiner der beiden verstanden, was ich meine (was zweifellos daran liegt, dass ich mich im besten Falle ungeschickt ausgedrückt habe).

insert_coin ist die Diplomarbeit von Dragan Espenschied und Alvar C. H. Freude aus dem Jahr 2001 und hat mich seinerzeit sehr beeindruckt.

Es ist – vereinfacht gesagt – ein Experiment, bei dem durch die Manipulation eines Proxi-Servers anhand von Schlüsselwörtern in den Adressen und Inhalten von Webseiten die aufgerufenen Seiten manipuliert werden.

Die aufgerufenen Seiten sehen aus wie vorher, allerdings werden einzelne Worte ausgetaucht, wodurch deren Sinn sich drastisch verändert.

„So verwandelten wir beispielsweise Suchmaschinen in Denunzier-Portale, veränderten aktuelle Meldungen auf Nachrichten-Sites; selbst Wörter in privater Email-Kommunikation, die über Web-Interfaces wie Hotmail abgerufen wurde, liefen durch unsere Filter. – Und niemand bemerkte es. 

Unser Experiment konnte beweisen, dass Manipulation von Internet-Inhalten sehr einfach und effizient funktionieren kann. […] Das Internet ist keinesfalls unkontrollierbar, ohne Hierarchien oder unabhängig von bestehenden Machtverhältnissen. Und die Benutzer bewegen sich unmündig in einem Medium, das jeden Tag mehr Bedeutung in Politik, Wirtschaft und Privatleben gewinnt. Damit eine öffentliche, sachliche Diskussion sinnvoll möglich ist, müssen die Netzbenutzer so viel von der technischen Seite des Mediums verstehen, dass sie Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen können. Dazu können die etablierten Medien einen wichtigen Beitrag leisten.“

Wenn Sie wissen wollen, was ich meine, probieren Sie es einfach aus.

Ich habe das Gefühl, dass die technschen Hintergründe und damit die „wunden Punkte“ und Verletzlichkeiten unserer Informationskultur dem Nutzern heute noch weniger bewusst sind, als „damals“, als man um einen einfachen Drucker einzurichten, manchmal nächtelang Konfigurationsdateien ändern musste.

Was ich gemeint hatte, war, dass ich mir eine möglichst öffentlichkeitswirksame Neuauflage des Experiments und umfassende Berichterstattung darüber wünschen würde. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Vielleicht ist der Administrator des Bundestages die richtige Adresse.