On the third day he took me to the river
He showed me the roses and we kissed
And the last thing I heard was a muttered word
As he knelt above me with a rock in his fist

Nicholas Edward Cave, aus „Where the Wild roses grow“

Wenn ich zu Gericht gehe, gehe ich meistens diesen Pfad unmittelbar an der Hase entlang – einem vielfach aufgestauten Flüsschen, das sich durch Osnabrück zieht.

Er schaukelte ganz sanft etwa drei Meter vom Ufer entfernt. Die Schulter war zu sehen, die in einer schwarzen Jacke steckte – ähnlich wie die, die ich trage – und ein Teil des Kopfes über den das schüttere Haar in Strähnen hing und auf dem Wasser wogte. Eigentlich habe ich zuerst das Ohr erkannt und erst dann die fahle Haut.

Ich rief die Polizei an. „Da sind wir nicht zuständig“ sagte mir die nette Stimme (natürlich) „aber ich gebe es an die Kollegen weiter – ob Sie vielleicht warten können?“

Etwa eine halbe Stunde später stiegen die Polizisten aus ihrem Wagen. Als sie durch den Nieselregen zu mir kamen, musterten sie mich mit diesem „sicher ein Spinner“-Blick. Ich zeigte ihnen die Stelle. Sie riefen die Feuerwehr und begannen den Bereich abzusperren. Ich ging.

In der Zeit in der ich auf die Polizei gewartet hatte, waren etwa dreißig Leute vorbeigekommen. Keiner hatte sich die Mühe gemacht, mehr als einen flüchtigen Blick auf den Körper zu werfen, der dort gut sichtbar trieb. Kein guter Start in den Arbeitstag.

Nachträge:
1) Hier die Meldung aus der Neuen Osnabrücker Zeitung
2) Obduktionsergebnis: 66-jähriger Osnabrücker ertrank in der Hase